Schwedischer Granit
Nur die wenigsten bei uns wissen viel über Schweden. Noch weniger waren selbst schon einmal dort. Wenn nicht gerade der Skandal, dass die schwedischen Köttbüllar nicht in Schweden erfunden wurden, in den Medien ist, verhält sich das Land eher unauffällig. Neben Ikea, Windrädern und roten Häusern hat das Land aber noch viel mehr zu bieten und sollte vor allem von Kletterern intensiver begutachtet werden.
Unser Trip startet an der Westküste, wo ab Göteborg das Felsparadies beginnt – Bouldern und Sportklettern ist hier innerhalb der Stadtgrenze möglich und wir legen gleich mit Keilen und Friends in Utby los. Das zuvor eingeredete Vertrauen in die mobilen Sicherungsgeräte verflüchtigt sich spätestens bei der ersten Nähmaschine – so schön, dieses Tradklettern!
Eine gute Autostunde nördliche davon, im Distrikt Bohuslän, wird die Dichte an roten Granitfelsen zwar höher, die Anzahl der Bolts aber spärlicher. Die Felsen sind meist nur eine Seillänge hoch und man klettert fast ausschließlich an selbst gelegten Sicherungen. Freunde schwerer Klettereien kommen hier genau so auf ihre Kosten, wie Genusskletterer und dank der oft kurzen, ebenen Zustiege und kinderfreundlichen Wandfüßen kann man auch die Kleinsten mit an den Fels nehmen.
Wenn man schon nicht beim Klettern einen kühlen Kopf bewahren kann, erreicht man dies durch einen Sprung in einen der unzähligen Fjords, die sich teilweise direkt neben den Felsen befinden. Sollte der in jedem Supermarkt erhältliche Proteinpudding mal nicht die Kraftreserven auffüllen, so lässt sich die Zeit mit dem schwedischen Volkssport – dem Kaffeetrinken – verbringen. Hier gibt es sogar in den Kirchen Bereiche, die nicht nur aussehen wie ein Kaffeehaus, sondern in denen tatsächlich Kaffee erhältlich ist!
Einer der wenigen Felsen, die Bolts enthalten, ist die Granitgrottan – eine sehr steile Höhle, die der volle Kontrast zu den anderen Gebieten ist. Knieklemmer nach Knieklemmer nach Knieklemmer ist hier die Devise.
Nachdem wir schon mal in Schweden sind und auch Boulderbegeisterung in uns tragen, besuchen wir noch gleich Västervik an der Ostküste. Bekannt wurde dieses Gebiet durch den Boulder `The Hourglas‘ – ein recht steiler 8b, der sich allerdings bei sommerlichen 30 Grad keine Begehung abnehmen lies. Bei diesen Temperaturen half nicht mal das Klettern in der Unterhose. Ansonsten ein recht abwechslungsreiches Gebiet mit vielen verschiedenen Gesteinsarten, das aber besser nicht im Hochsommer besucht wird.
Viereinhalb Wochen verbrachten wir in Summe im Land der Elche, doch angefühlt hat es sich wie eine. Durch die abwechslungsreiche Kletterei (Sport- und Gearklettern sowie Bouldern), das perfekt abgestimmte Erholungsprogramm (baden im Meer, Kaffeegenuss in Massen) und die entspannte Atmosphäre (Schweden sind einfach ein sympathisches Volk) verging die Zeit wie im Flug.
Abschied
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!